Lübecker Beiträge
1893 wurde in Lübeck aus einer bereits bestehenden Sammlung ein Museum für Völkerkunde begründet. Seitdem haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vielfältige Beiträge zur Ethnologie in und für diese Stadt erarbeitet. Eine umfangreiche, bedeutende Sammlung und eine über hundertjährige Tradition ethnologischer Arbeit ließen den Wunsch entstehen, eine eigene Reihe in der Hansestadt zu etablieren. Diese in unregelmäßigen Abständen erscheinenden Publikationen haben das Ziel, wissenschaftliche Forschungen über die in der Völkerkundesammlung der Hansestadt Lübeck beheimateten Objekte, über Sammler und Forschungsreisen, die mit Lübeck in Zusammenhang stehen, zu veröffentlichen.
Den Auftakt für die neue Reihe "Lübecker Beiträge zur Ethnologie" bildete 2010 eine Arbeit über Prof. Dr. Richard Karutz (1867-1945), dem Pionier des Lübecker Museums für Völkerkunde. Die Entwicklung und Ausrichtung des Museums wurde weitestgehend von ihm bestimmt.
Band 1
„O Mensch, erkenne dich selbst“ –
Richard Karutz (1867-1945) und sein Beitrag
zur Ethnologie.
Brigitte Templin. Lübeck 2010.
379 S., 33 s/w-Abb.
ISBN: 978-3-7950-1297-7
24,80 EUR
Der Arzt und Ethnologe Richard Karutz ist der Pionier des Museums für Völkerkunde zu Lübeck, das er von 1896–1921 ehrenamtlich leitete. Er schuf aus einer eher zufällig zusammengekommenen Sammlung in einem Professionalisierungsprozess eine sich der Wissenschaft und Bildung verpflichtende Institution. Seine in Vergessenheit geratenen Verdienste um das Lübecker Museum werden in diesem Buch gewürdigt. Als Forschungsreisender, Ethnograph, Museologe und Autor hat Karutz ein umfangreiches Werk hinterlassen. Immer wieder stellte er auch Fragen nach der Daseinsberechtigung der Ethnologie und eines Museums für Völkerkunde. Dafür fand er Antworten, die noch heute der Betrachtung wert sind. Er ist zudem der einzige Ethnologe, der mit einer Verknüpfung von Ethnologie und Anthroposophie hervorgetreten ist.
Band 2
Günther Tessmann:
Mein Leben - Tagebuch in 12 Bänden (Teil 1).
Sabine Dinslage und Brigitte Templin (Hg.).
Lübeck 2012.
477 S., zahlr. s/w-Abb.
ISBN: 978-3-7950-5209-6
26,80 EUR
Der Lübecker Günther Tessmann (1884-1969) gehört zu den Pionieren der stationären ethnographischen Feldforschung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts unternahm er lang währende Forschungsreisen nach Zentralafrika und Südamerika und machte sich mit grundlegenden Monographien über die Gesellschaften der Fang, Bubi, Bafia und Baja sowie über die Indianer Nordost-Perus in der Ethnologie einen Namen. Neben einer von Tessmann zusammengetragenen herausragenden Sammlung von Artefakten der Fang gehören seine handschriftlichen Lebenserinnerungen in zwölf Bänden zum Bestand der Völkerkundesammlung der Hansestadt Lübeck. Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes wird diese mit Fotografien, Zeichnungen Dokumenten und Souvenirs angereicherte Autobiographie transkribiert und in fünf Bänden veröffentlicht.
Der vorliegende erste Band umfasst seine Kindheit und Jugend in Lübeck, seine Ausbildung als tropischer Landwirt in Witzenhausen und seinen ersten Aufenthalt in Zentralafrika von 1904-1907.
Band 3
Günther Tessmann
„Mein Leben – Tagebuch in 12 Bänden“ (Teil 2).
Brigitte Templin (Hg.). Lübeck 2015.
304 S., 49 s/w Abb.
ISBN: 978-3-7950-52256
22,80 EUR
Der zweite Teil der Lebenserinnerungen des Forschungsreisenden Günther Tessmann (1884-1964) ist der so genannten Lübecker Pangwe-Expedition (1907-1909) gewidmet. Mit dieser von Lübeck aus organisierten zweijährigen Expedition in das bis dahin unerforschte Hinterland von Rio Muni (heute: Äquatorialguinea) wurde der Autodidakt Tessmann zum Ethnologen. Seitdem gehört er zu den Pionieren der stationären ethnographischen Feldforschung. Die Ergebnisse der Expedition waren beeindruckend. Abgesehen von großen zoologischen und botanischen Sammlungen sowie Routenverzeichnissen trug Tessmann 1.200 ethnographische Gegenstände, mehrere hundert Photographien und 86 Phonogramme zusammen. Mit seiner 1913 erschienenen zweibändigen Monographie über die Pangwe (Fang), die inzwischen in englischer, französischer und spanischer Übersetzung erschienen und nach wie vor die entscheidende Quelle der Fangforschung ist, hat Tessmann sich einen Namen in der Afrikanistik und Ethnologie gemacht.
Band 4
Günther Tessmann
„Mein Leben – Tagebuch in 12 Bänden“ (Teil 3).
Sabine Dinslage (Hg.), 2015.
544 S., 126 s/w Abb.
ISBN: 978-3-7950-52263
32,80 EUR
Der dritte Teil der Lebenserinnerungen des Lübecker Forschungsreisenden Günther Tessmann (1884-1964) schildert drei Lebensabschnitte in den Jahren 1913 bis 1919. Im Mai 1913 führte ihn ein Auftrag des Reichs-Kolonialamtes in das östliche Kamerungebiet, um dort ethnologische, zoologische und botanische Erkundungen sowie einige kartographische Arbeiten durchzuführen. Die Leitung dieser Expedition gilt als Höhepunkt seiner Forscherkarriere. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zwang ihn zum baldigen Abbruch dieses Vorhabens. Einige Forschungen konnten zunächst auf der Insel Fernando Póo weitergeführt werden, bis sich Tessmann schließlich ganz aus Afrika zurückziehen musste. Während der letzten Kriegsjahre war er im neutralen Spanien interniert, wo er seine Studien fortsetzte. Zurück in Berlin verschlechterte sich Tessmanns berufliche und private Lage zunehmend, bis ihm unerwartet ein neues Forschungsvor haben übertragen wurde, das ihn nach Südamerika führen sollte. Mit diesen Aufzeichnungen wird eine bislang schwer zugängliche Originalquelle zur Geschichte des Faches Ethnologie sowie der deutschen Kolonialforschung vorgelegt. Es erlaubt eine faszinierende, wie auch ambivalente Sicht auf einen bedeutsamen Zeitabschnitt des politischen und historischen Geschehens zu Beginn des letzten Jahrhunderts.
Band 5
Hans Jobelmann
Aus Afrika …
Tagebücher, Briefe, Zeichnungen und
Photographien 1907-1909
Brigitte Templin und Gottfried Böhme (Hg.).
Lübeck 2018. 264 S., zahlr. s/w-Abb.,
ISBN: 978-3-7950-5238-6
22,80 EUR
Der Präparator Hans Jobelmann aus Berlin begleitete den Forschungsreisenden Günther Tessmann auf der Lübecker Pangwe-Expedition (1907-1909) in das unerforschte Hinterland von Rio Muni (Äquatorialguinea). Als Assistent übernahm er u.a. das Zeichnen und Fotografieren von Landschaften, Menschen und Gegenständen. Bald wurde er krank, verließ die Expedition und arbeitete fortan auf einer Pflanzung in Kamerun. Dort verstarb er im 21. Lebensjahr. Zwei Tagebücher, Briefe, Fotos und Zeichnungen aus Zentralafrika geben Auskunft von den beiden letzten Jahren seines kurzen Lebens. Sie erzählen zudem von Menschen, die unter ungleichen Machtverhältnissen in einer faszinierenden Landschaft aufeinandertrafen. Diese bislang nicht bekannten Dokumente, die einen Einblick in den Alltag eines jungen Afrikareisenden Anfang des 20. Jahrhunderts geben, erweitern die Quellen zur Geschichte der deutschen Kolonialforschung und stellen einen weiteren Baustein zur Geschichte der Ethnologie dar. Vor allem sind es Zeugnisse einer geteilten Geschichte Afrikas und Europas, geprägt von Machtmissbrauch, Gewalt, Fehlinterpretationen und Sehnsüchten.
Band 6
Gustav Pauli (1824-1911)
Die Reiseberichte und Sammlungen eines frühen
Weltreisenden aus Lübeck.
Lars Frühsorge. Lübeck 2018.
296 S., zahlr. farb. Abb.,
ISBN: 978-3-7950-5239-3,
24,80 EUR
Gustav Pauli entstammte einer Lübecker Familie von Kaufleuten und Gelehrten. Nach einer kurzen Karriere als Landwirt in Osteuropa entschloss er sich 1865 seinen Traum zu verwirklichen und die Welt zu bereisen. In den folgenden 45 Jahren besuchte er alle Kontinente und verfasste zahlreiche Reiseberichte. Im Zentrum von Paulis Werken steht ein tiefgreifender Wandel der Welt im späten 19. Jahrhundert. Viele Themen seiner Veröffentlichungen wie die Kommerzialisierung traditioneller Kulturen durch den Tourismus, die politische Vereinnahmung afrikanischer Flüchtlinge auf Kreta oder das Verhältnis von Religion und Politik im Nahen Osten sind bis heute von erstaunlicher Aktualität. Zudem trug Pauli eine beachtliche archäologische, ethnographische und naturkundliche Sammlung zusammen, die er nach seinem Tod 1911 den Lübecker Museen vermachte. In den Wirren der zwei Weltkriege geriet sein Werk aber in Vergessenheit. So werden seine Reiseberichte und Sammlungen in diesem Band erstmalig analysiert und mit zahlreichen Abbildungen umfassend präsentiert.
Band 7
Das Medizinbündel des Benet Toehe.
Eine Sammlung von Zeremonialobjekten der Navajo auf dem Prüfstand.
Rainer Hatoum.
Völkerkundesammlung Lübeck (Hg.). 2014.
164 S., 204 farb. Abb., ISBN: 978-3-7950-5222-5
22,80 EUR
Seit dem Jahre 2000 beherbergt die Völkerkundesammlung der Hansestadt Lübeck ein 205 Teile umfassendes Medizinbündel des Navajo-„Sängers“ Benet Toehe in ihrer Institution. Es ist ein Geschenk des renommierten Künstlers und Sammlers Horst Antes, der es 1974 in den USA erworben hat. Antes hat die Teile sorgsam katalogisiert und in drei Aluminiumkoffer verpackt und somit ein ehemals wirkkräftiges Zeremonialobjekt in ein Dokument der „westlichen Tradition“ verwandelt. Dieses Bündel ist eine Rarität. Weltweit sind nur noch sehr wenige Exemplare in Museumssammlungen zu finden. Dafür sind nicht nur tiefe religiöse Gefühle der Navajo, sondern auch die Tatsache verantwortlich, dass sakrale Objekte dieser Art heute neu bewertet werden. Die vorliegende reich bebilderte Dokumentation des namhaften Navajo-Experten Rainer Hatoum vermittelt dem Leser einen Eindruck sowohl von der Schönheit und Vielfalt der religiösen Vorstellungskonzepten der Navajo, als auch von der komplexen Wechselgeschichte dieser Gruppe mit der nicht-indianischen Welt.